Geburt,  Schwangerschaft

Meine Traumgeburt zu Hause

Meine Hausgeburt war einfach nur der Wahnsinn!
Jetzt liefere ich euch zwar bereits Teil 2 meiner Reihe Schwangerschaft – Hausgeburt – Wochenbett, aber mir ist gerade danach euch endlich von der wunderbaren Geburtsreise zu berichten.

Los geht’s:

Am 20. September 2020 war ich bereits 8 Tage überfällig und befand mich in einem Wechselbad der Gefühle: Resignation – pure Vorfreude – Aufregung – genervt sein – motiviert – unmotiviert – WANN GEHT ES DENN JETZT LOS?
Meine wunderbare Hebamme Maria Huber kündigte sich für den nächsten Tag vormittags an zur Kontrolle und ich wünschte mir so so sehr, dass die Geburt endlich starten würde.
Und das tat es, sozusagen:
Morgens um 4:30 Uhr am 21. September wachte ich wie üblich mit leichten Übungswehen auf und ich dachte im ersten Moment es wäre etwas Urin ausgelaufen, weil ich zu lange gewartet hatte auf’s Klo zu gehen. Nope, als ich mich in eine stehende Position gehieft hatte lief munter das Fruchtwasser die Beine hinunter. Ich patschte etwas hilflos in der Pfütze umher und rief „WAH! WAH! DENNIS!“ Mein Mann hob verschlafen den Kopf und meinte: „Hm? Was ist denn?“ Ich schon völlig aufgeregt: „Die Fruchtblase ist geplatzt!!!“ Ab da war ich dann gefühlt ein Quellbrunnen; ich hatte aber auch mega viel Fruchtwasser. Dennis half mir die Pfütze aufzuwischen und ich wechselte Hose und Unterwäsche und packte mir eine der fetten Binden rein. Ich hatte übrigens immer noch etwa alle 10-15 Minuten leichte Kontraktionen, die aber nicht weh taten. Daher beschloss ich wieder schlafen zu gehen, auch wenn ich eigentlich zu aufgeregt war. Da ich niemanden wecken wollte und ich mich nicht in akuter Wehensituation befand schrieb ich schnell zwei Nachrichten über WhatsApp – eine an Maria und eine an meine Mama (ich wollte sie bei der Geburt dabei haben). Meine Hebamme befand sich bereits bei einer weiteren Hausgeburt und meinte sie würde dann etwas später am Vormittag kommen wenn es bei mir nicht schon früher „richtig“ losginge.
Irgendwann gegen 7 Uhr konnte ich nicht mehr wirklich schlafen und verfrachtete mich mit einer frischen Einlage und Handtüchern auf’s Sofa. Meine Mutter schrieb mir kurze Zeit später aufgeregt, dass sie direkt Sonderurlaub eingereicht hatte und gegen Nachmittag kommen würde. (Die Fahrt zu uns dauert etwas länger, teilweise über 2 Stunden)
Die Kontraktionen änderten sich nicht bis Maria ankam und mich untersuchte. Das Fruchtwasser war klar und ging immer wieder in regelmäßigen Abständen ab, die Herztöne des Babys waren super und meine Temperatur auch völlig in Ordnung. Ab der Untersuchung sollte ich etwa alle 2 Stunden messen, um zu prüfen, dass ich kein Fieber bekommen hatte. Das wäre ein Hinweis auf Keime im Bauch gewesen, aber zum Glück blieb die Temperatur bis 19:30 Uhr bei ca. 36,6 Grad. Den Tag über aß ich immer wieder kleine Portionen, trank viel Wasser und entspannte mich in meiner Sofaecke – letztendlich wartete ich eben darauf ob es jetzt richtig losging. Ich wusste echt nicht ob die Kontraktionen jetzt bereits den Muttermund öffneten oder ob das weiterhin nur Übung war.

Meine Mama traf im Laufe des Tages ein und kümmerte sich ganz toll um mich. Dennis füllte den bereits aufgestellten Geburtspool im Geburtsraum (unser Büro) mit kaltem Wasser. Wir mussten unsere Tochter dann nur davon abhalten nicht direkt ihre Kleidung auszuziehen und reinzuhüpfen. Bis etwa 17/18 Uhr genoss ich noch den Trubel um mich herum, aber dann merkte ich, dass ich mich doch in den Geburtsraum zurückziehen wollte. Die „Wehen“ kamen jetzt etwas regelmäßiger alle 10 Minuten und waren auch ein wenig stärker geworden, wenn auch immer noch schmerzfrei. Ich wuselte nun gemütlich im Raum herum, zündete Kerzen an und startete meinen Diffuser mit einer wunderbar Geborgenheit vermittelnden Duftmischung, die ich von Isabel Henseler empfohlen bekommen hatte.
Während den Kontraktionen setzte ich übrigens eine ganz bestimmte Atemtechnik um, die ich von Stefanie Reimer im Audiotraining „Deine sanfte Geburt“ in den Wochen vor der Geburt gelernt hatte. Dadurch war ich völlig ruhig und entspannt und ließ alles gelassen auf mich zukommen.

Maria kam um 19:11 Uhr und untersuchte mich im Geburtsraum. Alles top in Ordnung, aber die Geburtsreise ging eben noch nicht wirklich los. Seit etwa 17 Uhr ging weniger Fruchtwasser ab und das Baby war spürbar tiefer gerutscht. Ich war dann doch enttäuscht, dass meine Hebamme wieder nach Hause fuhr (sie benötigte aber auch dringend Schlaf durch die wache Nacht vorher) und war dann auch etwas demotiviert. Sie kündigte sich für den nächsten Tag wieder an, falls nichts vorher passieren würde.
Also redete ich noch ein wenig mit meiner Mama, saß auf dem Peziball herum und trank verdünnten Traubensaft. Essen mochte ich nichts mehr. Ich fing an mit meinem Bauch zu reden und meinte zum Baby: „So Baby, du kannst jetzt loslegen! Es darf jetzt richtig weh tun, okay!?“
Es änderte sich natürlich nichts…vorerst… und so beschloss ich mich im Geburtsraum im vorbereiteten Tagesbett schlafen zu legen. Von 22 bis 23 Uhr döste ich so vor mich hin, bis ich dann plötzlich eine schmerzhafte Wehe veratmen musste. Dann kam mit einem Schlag die Angst! Ich wollte auf keinen Fall alleine sein! Es war zu dunkel, ich war zu einsam, ich hatte Schmerzen!
Kurze Zeit später noch zwei schmerzhafte Wehen und ich musste dringend auf die Toilette. Ich bugsierte mich, immer wieder atmend und Pause machend, die Treppe runter (wir haben eine Maisonette-Wohnung) zum Klo und erzählte meiner im Wohnzimmer sitzenden Mama was los war. Mein Mann brachte gerade unsere Tochter Emily ins Bett.
Ich hatte ziemlich klar im Gefühl, dass es jetzt richtig losging. Denn diese Art von schmerzhaften Wehen kannte ich schon von der ersten Geburt. Sie kamen alle 4-5 Minuten und auch immer heftiger. Nix mit sanfter Geburt und „Wellen“!
Zurück im Geburtszimmer tat es mir gut mit den Wehen auf dem Peziball mitzugehen. Ich war recht unsicher, aber ich hatte das dringende Bedürfnis in den Pool zu steigen und meine Hebamme anzurufen. Also bat ich Dennis heißes Wasser einzulassen, was er dann auch tat und rief Maria um 23:40 Uhr an. Ich zog alles bis auf meinen BH aus und bewegte mich ein wenig im Wasser bis ich meine Position gefunden hatte. Während der Wehen setze ich den Tipp von Steffi Reimer um, mit einer Hand einen Kamm zu umfassen und die Zinken zwischen Finger und Handfläche reinzudrücken. So kniete ich relativ bald am Poolrand, hatte die Augen fest geschlossen und konzentrierte mich nur noch auf das atmen. Es wurde ziemlich anstrengend und ich merkte immer mehr wie heftig der Muttermund „zog“.
Am 22. September um 0:28 Uhr war Maria da. Ich freute mich zwar und registrierte, dass sie sich vor dem Pool hinsetzte, aber letztendlich habe ich sie glaube ich ziemlich ignoriert. Genauso wie meinen Mann, der sich auf die andere Seite des Pools setzte, mir die Hand hielt und mir gut zuredete. Meine Hebamme überprüfte den Herzschlag des Babys, es war alles in Ordnung. Dazu musste ich meine Position ändern, was sehr unangenehm, aber eben auch sehr wichtig war. Maria gab mir immer wieder den Tipp, dass ich mich bewegen konnte – wie könnte ich mich noch mehr öffnen, eine gute Position finden?
Ich habe währenddessen glaube ich fast nichts gesagt und alles in mir selber ausgefochten. So auch die Position am Poolrand, ich hatte gar kein Bedürfnis danach mich zu bewegen. Mit jeder Wehe spürte ich wie der Muttermund heftiger zog und ich konnte die Atemtechnik, die ich mir angelernt hatte nicht mehr umsetzen.
0:44 Uhr wurde mir plötzlich sehr übel – auch das kannte ich von der ersten Geburt. „Kannst du mir einen Eimer bringen? Mir ist übel!“ oder so ähnlich sagte ich zu Dennis. Letztendlich kam es dann nicht oben raus, sondern mit der vermutlich ersten Presswehe hinten. Was ja nicht so schlimm ist, der Körper macht während der Geburt eben Platz. Ab da konnte ich während der heftigen Schmerzen nicht mehr leise sein. Ich tönte mit, während diese enorme Urkraft mich einfach jedes Mal überrollte. Mein Mann (so kannte ich ihn noch gar nicht) machte mit. Im ersten Moment fand ich das total doof und dachte: „Boah ich hab hier diese schlimmen Schmerzen, die ich gar nicht haben will, mir geht es richtig schlecht und der tönt hier einfach mit rum!“
Ich hatte sowas wie ein Engelchen und ein Teufelchen auf den Schultern sitzen. Das Engelchen redete mir so wie Maria und Dennis gut zu und das Teufelchen motzte herum.
Ab 0:55 Uhr spürte ich das kleine Köpfchen und flauschige Haare während einer Wehenpause. Ich ließ auch meinen Mann nachfühlen. Mir war nicht wirklich bewusst, dass ich schon mitten in den Presswehen steckte, aber ich realisierte, dass mein Baby raus wollte. Zwischendurch trank ich von meinem verdünnten Saft und ansonsten presste ich bei jedem Drang mit was das Zeug hielt. Ich konnte richtig spüren wie das Köpfchen jedes Mal ein Stückchen weiter kam und dann wieder zurückrutschte. Die Herztöne blieben weiterhin super und ich merkte teilweise wie das Baby in den Presswehen mit den Füßen mitdrückte.
Um 1:28 Uhr ging ich von den Knien in den sogenannten Hirtenstand und richtete mich Richtung Maria aus. Das heißt, ich kniete mit dem linken Bein und das rechte hatte ich angewinkelt. So lehnte ich mich aufrecht nach hinten, die Arme stützte ich auf dem Poolrand ab. Ich fühlte mich offen, weit und fast wie eine Göttin, wenn auch unter furchtbaren Schmerzen.
Achja, meine Mama stand übrigens fasziniert im Zimmer und konnte gar nicht viel machen (sie hatte allerdings schon diverses vorbereitet, wie Handtücher im Ofen warm werden lassen usw.).
Dann kam plötzlich eine Presswehe bei der ich spürte, dass das Köpfchen fast durch war. Ich sagte zu meiner Hebamme: „Es sind nur noch ein oder zwei Presswehen!“ Maria bat meine Mutter nun runter zu gehen und heißes Wasser zu holen, da es im Pool schon ziemlich kalt geworden war.
In dem Moment, genau 1:47 Uhr passierte es, die letzte Presswehe war da! Ich schob kräftig mit und das Köpfchen war durch – aber die Wehe war noch nicht vorbei und ich wollte das Baby raushaben (ich glaube das Baby wollte das auch) und so presste ich nochmal voller Kraft mit und WOW – der kleine Körper rutschte so schnell hinterher, dass ich dem aufgeregten „Nimm dein Baby Julia!“ von Maria kaum folgen konnte. Ich glaube Dennis, Maria und ich fassten alle vorsichtig nach dem kleinen nackten Mensch, der da plötzlich vor mir im Pool schwamm und endlich durfte ich mein Baby im Arm halten!
Es war ein wahnsinnig toller Moment; ich glaube der schönste Moment in meinem ganzen Leben!
…und meine Mama hatte ihn verpasst!!!
Maria lief in den Flur hinaus und rief runter, dass das Baby da wäre und sie schnell warme Handtücher bringen solle. Apropo, das kleine Menschlein testete schon ordentlich seine Lungen aus und brüllte kräftig, wenn auch etwas heiser. Meine Hebamme schaute nach dem Geschlecht (was wir bis dato ja noch nicht wussten) und wir hatten eine gesunde kleine Tochter! Wir waren doch ziemlich überrascht, weil ich fest davon ausging, dass es ein Junge werden würde.
Ich weiß wirklich nicht mehr was ich gesagt habe, aber ich konnte mich nicht satt sehen an diesem kleinen rosa Wesen mit den wuscheligen, nassen Haaren. Kurz darauf kam auch schon meine Mama und das Baby und ich bekamen kuschelige warme Handtücher umgelegt. Ich war total kaputt, aber auch überglücklich – endlich war es geschafft!
Und das letztendlich ja in unter drei Stunden!
Nun war die Geburt ja noch gar nicht abgeschlossen, denn die Plazenta war noch nicht geboren. Ich durfte vom Pool ins Bett wechseln und zog den klitschnassen BH aus. Dort haben die Kleine, Dennis und ich erst mal gekuschelt und sind ein wenig angekommen.

Die zweite Hebamme Nicole kam an und unterstützte Maria. Währenddessen durfte die Nabelschnur in Ruhe auspulsieren und schon spürte ich die Nachwehen. Kurze Zeit später wurschtelte sich das Baby auch schon zu meiner Brust und fing direkt an zu saugen.
Ich versuchte im liegen bei den Nachwehen mitzuschieben, aber es tat sich leider nichts, obwohl die Plazenta schon gelöst war, also schon von der Gebärmutter abgegangen war. Um 2:51 Uhr hatte ich meine Position gewechselt und gebar die Plazenta in einer tiefen Hocke vor dem Bett. Zwischendrin aß ich übrigens immer wieder Snacks und trank ordentlich. Dadurch war ich zwar recht zittrig auf den Beinen, aber stabil und auch der Kreislauf hielt gut durch.
Die Kleine saugte nun bereits an der anderen Brust, als ich mich wieder ins Bett legte und Maria prüfte, ob ich mir Geburtsverletzungen zugezogen hatte. Ja hatte ich und wie! Dabei hatte ich unter der Geburt wirklich nichts davon mitbekommen!
Letztendlich kam ich mit einem Dammriss 2. Grades, einem Scheidenriss, zwei Schürfwunden und einem Bluterguss davon, aber ich musste definitiv genäht werden.
Zuerst einmal durfte aber die Nabelschnur durchgeschnitten werden. Nur war Dennis gerade unten, weil Emily aufgewacht war! Na dann durfte eben Oma, also meine Mama, ran! Das war glaube ich ein ganz besonderer, toller Moment für sie.
Kurz danach wurde auch schon die U1 durchgeführt. Das mochte die Kleine nun nicht so besonders, aber es war natürlich wichtig. Was ein Wonneproppen! 4070g schwer, 53cm lang und einen Kopfumfang von 36,3cm – kein Wunder, dass ich solche Geburtsverletzungen davon hatte!
Ab 3:29 Uhr vernähte mich Maria eine Stunde lang super genau und fast schmerzfrei. Dann durfte Dennis mit der Kleinen bonden und legte sie sich auf die nackte Brust. Ich versuchte das erste Mal Urin abzugeben und ging dazu wieder vor dem Bett in die Hocke. Das ist gar nicht so einfach nach einer Geburt, da der Harndrang ausbleibt. Mit einigen Positionswechseln und versuchter Entspannung gelang es mir dann auch endlich. Ich war allerdings nicht die einzige die sich erleichtern konnte. Das Baby beschloss auch gleich mal, dass es entspannt genug war um seinen Papa mit ordentlich Stuhlgang zu überraschen. Daraufhin musste sie erst mal gebadet werden und mein Mann gleich mit. Ich lag schon wieder gut eingepackt im Bett und durfte mit meinem sauberen Neugeborenen kuscheln.
Meine beiden wunderbaren Hebammen verabschiedeten sich gegen 5 Uhr und durften endlich wohlverdienten Schlaf nachholen.
Und wir? Ich beschloss die restliche Nacht im eigenen Bett zu verbringen und ging vorsichtig und langsam die Treppe runter.
Ein langer spannender Tag war vorbei, unsere gesunde kleine Tochter auf der Welt und wir alle glücklich und müde. Wir entschieden uns erst bei Tageslicht einen Namen für unser Baby auszusuchen.

Wie schön, dass ich dich mit auf meine Geburtsreise nehmen durfte! Bald kommen dann noch Teil 1 – Die Schwangerschaft und Teil 3 – Das Wochenbett, versprochen! 🙂

Liebe Grüße
Deine Julia Amelie

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