Ich bin zur Zeit unglaublich viel am reflektieren und arbeite an mir selbst und daher besch\u00e4ftige ich mich – manchmal nat\u00fcrlich auch ungewollt – mit “negativen” Gef\u00fchlen.<\/p>\n

Welche Gef\u00fchle werden als negativ betitelt und warum?<\/strong><\/p>\n

Scham\u00a0<\/strong><\/p>\n

Scham entsteht immer dann, wenn uns eine Situation unangenehm und peinlich ist. Manchmal entsteht sogar die sogenannte Fremdscham. Sehen wir andere Personen in peinlichen Situationen ruft es in uns ebenfalls Gef\u00fchle wie Scham hervor, andere fangen an zu lachen um das zu kompensieren. Betrachten wir uns das Gef\u00fchl genauer ist die Scham sehr sehr individuell und entwickelt sich oft noch weiter ins Negative. Mir pers\u00f6nlich w\u00e4re es unglaublich peinlich wenn ich nackt auf die Stra\u00dfe gehen w\u00fcrde. Warum? Ich habe Probleme mit meinem K\u00f6rper und m\u00f6chte mir nicht vorstellen was die Leute sagen w\u00fcrden, wie sie gucken – ich interpretiere einfach jetzt schon unglaublich viel rein. Daraus k\u00f6nnten weitere Gef\u00fchle wie Angst und Schuldgef\u00fchle entstehen, bis hin zu einer Depression. W\u00fcrden wir uns allerdings nicht sch\u00e4men, dann w\u00fcrde unser Miteinander nicht mehr funktionieren. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass im Sommer nicht alle Menschen nackt herumlaufen, in der \u00d6ffentlichkeit ihre Sexualit\u00e4t ausleben, ihre Ausscheidungen \u00fcberall hinterlassen usw.. Ich denke solange die Scham vorhanden ist, aber nicht ins Extreme f\u00e4llt, hilft sie uns in der Gesellschaft zu leben.<\/p>\n

Schuld<\/strong><\/p>\n

Schuld m\u00f6chte ich immer mit Verantwortung in Verbindung bringen. Schuld entsteht immer dann wenn ein Fehler passiert ist und dann die Frage aufkommt wer Schuld an dem Fehler tr\u00e4gt, also wer die Verantwortung daf\u00fcr tr\u00e4gt. Ich habe vor Jahren auf meinen kleinen Bruder aufgepasst, als meine Eltern abends weg waren. Mir wurde also die Verantwortung \u00fcbertragen ihn ins Bett zu bringen und daf\u00fcr zu sorgen, dass er nicht alleine ist und ihm nichts passiert. Nun hatte ich vergessen vor sein Hochbett eine Klappmatratze und Kissen auszulegen, weil bekannt war, dass er sich im Schlaf ab und zu hingesetzt und danach zur Seite umgefallen ist. Bis dahin war er nie aus dem Bett gefallen; an diesem Abend schon. Er ist auf den Kopf gefallen und musste auf die Intensivstation. Ein Haarnadelriss wurde im Sch\u00e4del entdeckt und ich habe mir jahrelang Schuldvorw\u00fcrfe gemacht, dass ich diese bl\u00f6de Matratze vergessen habe! Negativ wird die Schuld dann, wenn wir unseren Fehler selbst nicht eingestehen, wenn wir uns f\u00fcr Fehler nicht verzeihen und daraus lernen oder die Schuld und damit die Verantwortung auf andere Menschen abschieben. Dabei sind Fehler wirklich wichtig um Erfahrungen zu sammeln und uns weiterzuentwickeln! Ich habe aus der Geschichte mit meinem Bruder gelernt mit meiner Verantwortung umzugehen, wenn ich auf einen kleinen Menschen aufpasse und ich habe mir den Fehler verziehen. Es war schlie\u00dflich nie meine Absicht ihn zu verletzen!<\/p>\n

Angst<\/strong><\/p>\n

Angst ist etwas gemeines, aber hilfreiches und ist auch hier sehr individuell. Das Unbekannte ist das womit Horrorfilme zum Beispiel oft den Nervenkitzel hervorrufen. Die Musik, die Dunkelheit, alles macht uns wei\u00df, dass etwas Gef\u00e4hrliches da ist, aber das Schlimme ist daran, dass wir nicht wissen was. Wir stellen uns in unserer Fantasie alles m\u00f6gliche vor und am Ende wenn es sich endlich offenbart ist der Schreckmoment meist vorbei und es ist gar nicht mehr so schlimm. Angst vor dem Tod kommt auch oft daher, dass wir nicht wissen was passiert. Sind die Schmerzen schlimm? M\u00fcssen wir leiden? Verlust\u00e4ngste, dass ein geliebter Mensch nicht mehr bei uns ist. Dazu kommen viele Phobien, bei denen extreme Angst bis hin zur Panik eine Rolle spielen. Das positive an der Angst ist, dass sie uns davon abh\u00e4lt in dunkle Gassen zu gehen oder in einen Tigerk\u00e4fig zu klettern. Sie hilft uns ganz einfach zu \u00fcberleben und vorsichtiger durch den Alltag zu gehen. Ich habe ziemlich H\u00f6henangst und trotzdem fahre ich total gerne Achterbahnen, weil es Spa\u00df macht und ich angeschnallt bin. Wenn die Sicherheit fehlt kommt die Angst.<\/p>\n

Trauer<\/strong><\/p>\n

Trauer und Entt\u00e4uschung kennt sicher jeder gut. Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren oder sich ein Traum nicht erf\u00fcllt. Ich trauere immer noch, weil ich meine kleine Tochter nicht selber geb\u00e4ren konnte, sondern ein Notfallkaiserschnitt durchgef\u00fchrt werden musste. Ich h\u00e4tte sie unheimlich gerne direkt nach der Geburt auf meiner Brust liegen gehabt und sie gestillt. Die dreist\u00fcndige Trennung war unglaublich schwer f\u00fcr mich. Unverarbeitete Trauer kann zu einem Trauma und Depressionen f\u00fchren, aber oft ist es die Angst vor dem Schmerz, die uns daran hindert das Gef\u00fchl der Trauer v\u00f6llig frei zuzulassen. Sich zuzugestehen, dass es einem nicht gut geht, zu weinen und den Schmerz anzunehmen ist manchmal eine sehr gro\u00dfe \u00dcberwindung. Oft wird in der Gesellschaft nicht anerkannt, wie schwer eine Situation f\u00fcr uns war und es wird nur erwartet, dass wir funktionieren. Der unverarbeitete Schmerz kann uns ganz schnell in Notsituationen bringen und uns \u00fcberfordern. Dann entstehen die Wutausbr\u00fcche:<\/p>\n

Wut<\/strong><\/p>\n

Wut ist der letzte Kanal den unser Gehirn verwendet um uns zu zeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist und wir nicht mehr wissen, was wir tun sollen. Schreien, schlagen, Sachen zerst\u00f6ren, die Wut sucht sich in der Handlung ein Ventil. Leider wird die Wut dabei oft an anderen Menschen ausgelassen und am ehesten trifft es die, die uns am n\u00e4chsten stehen. Besonders Kinder trifft es am meisten. Ich gebe zu, dass ich auch schon meine Tochter angebr\u00fcllt habe, weil ich einfach nicht wusste was sie mir mit ihrem stundenlangen Gebr\u00fcll sagen will. Dabei war sie sicher zu diesem Zeitpunkt selber in Not geraten. Anschlie\u00dfend entschuldige ich mich jedes Mal bei ihr und erkl\u00e4re ihr warum ich das getan habe. Vor allem sage ich ihr, dass es mein Problem ist und sie nicht daran Schuld ist. Ich bin dabei meine Angst und meine Trauer genau zu reflektieren, um es \u00fcberhaupt nicht mehr zu Situationen kommen zu lassen, in denen ich andere anbr\u00fclle. Wenn ich merke, dass mir gerade alles zu viel ist und nicht gen\u00fcgend Bed\u00fcrfnisse meinerseits erf\u00fcllt sind, dann ziehe ich mich sofort zur\u00fcck, schreie in mein Kissen oder schlage auf etwas weiches ein. Es gibt der Wut einen harmlosen Kanal und ich schade damit niemandem. Sport mache ich auch gerne um die Aggressionen rauszulassen, nur kann ich nicht einfach mit dem Fahrrad wegfahren wenn meine Tochter mich gerade braucht.<\/p>\n

Alles in allem sind diese Emotionen eng miteinander verflochten und rufen mal mehr oder weniger Handlungen in uns hervor, die wir nachher so nicht haben wollten. Aber warum ist das eigentlich schlecht? Die negativen Gef\u00fchle lassen uns doch schreckliche Dinge verarbeiten und uns besser kennenlernen. Sofern wir die Emotionen zulassen, annehmen und uns nicht zus\u00e4tzlich daf\u00fcr fertigmachen oder anderen schaden haben sie ein riesiges Entwicklungspotenzial und es kann nur Gutes daraus entstehen. Ein bisschen stelle ich mir das wie ein Waldbrand vor. Mein Traum von der perfekten Geburt meiner Tochter ist verbrannt, aber die Erde f\u00fcr eine starke Bindung ist trotzdem vorhanden und die Pflanze w\u00e4chst und gedeiht wie ich es vorher nicht f\u00fcr m\u00f6glich gehalten habe.<\/p>\n

Es ist v\u00f6llig ok diese Emotionen zu haben: Nutze Deine “negativen” Gef\u00fchle und lass Sch\u00f6nes daraus entstehen – Du wirst sehen – es lohnt sich!<\/p>\n

Deine Julia Amelie<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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